Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Evolution und Essverhalten

Erstellt von r.ehlers am Freitag 13. Februar 2015

In der Einleitung meines gestrigen Beitrages zur Frage, ob es überhaupt umsetzbar ist, generell erst zu essen, wenn man sicher ist, dass der Magen von der letzten Nahrungsaufnahme wieder frei ist, weswegen man dann oft nur einmal am Tag zur Einnahme  einer „richtigen“ Mahlzeit kommt, habe ich auf den klugen „Zeit“– Beitrag von Frau Mareile Jenss zum Thema der Evolution des Frühstücksverhaltens hingewiesen,  http://www.zeit.de/zeit-wissen/2014/04/fruehstueck-urmensch

Daran will ich beim Thema Evolution und Essverhalten anknüpfen. In der „Zeit“ wird das Thema eingeführt mit dem extremen Essverhalten des ersten Kanzlers des Deutschen Reiches, Otto von Bismarck, über das auch ich vor einiger Zeit berichtet habe:

http://www.essenspausen.com/bismarck-wie-das-falsche-essen-ihn-ruinierte/

-de.wikipedia.org-

Der Gourmand, Ölgemälde von Henri Brispot (1846–1928)

 

In der „Zeit“ heißt es zur Völlerei Bismarcks:

„Ich kann nicht ordentlich Frieden schließen, wenn man mir nicht ordentlich zu essen und zu trinken gibt“, soll er [Bismarck] einst gesagt haben. Das Frühstück hat der Eiserne Kanzler der Legende nach besonders zelebriert. Sein Tisch soll reich gedeckt gewesen sein: mit Koteletts, Räucherfisch, Wurst, Butter und Eiern. Von Letzteren, so berichtete Bismarcks Leibarzt Ernst Schweninger, soll er an manchen Morgen 16 Stück [!]vertilgt haben.

Das Sprichwort „Iss morgens wie ein Kaiser“ hat Bismarck also offenbar beherzigt. Von wem dieses folgenschwere Zitat stammt, ist nur noch schwer nachzuvollziehen. Aber es hält sich beständig. In kaum einer anderen Esskultur genießt das Frühstück einen so hohen Stellenwert wie in der deutschen. Es gilt als die wichtigste Mahlzeit des Tages – eine scheinbar unumstößliche Ernährungsdoktrin. Dramen spielen sich ab, weil Mütter ihre Kinder nicht ohne Frühstück aus dem Haus lassen. Wer morgens nichts esse, schade regelrecht seiner Gesundheit, heißt es. Aber stimmt das wirklich? Und haben Menschen schon immer gefrühstückt?“

 

Essverhalten der Ur- und Vormenschen

Ungeregeltes, unvernünftiges hemmungsloses Essen, das sich reiche Leute wir Fürst Bismarck früher manchmal herausnahmen, ist in unseren Breiten heute fast jedem Menschen möglich. Bei richtiger Betrachtung ist es sogar längst die Regel geworden. Es besteht daher viel Grund, einmal auf das Essverhalten der Menschen von Beginn der Geschichte an zu sehen, zunächst auf das Essverahlten des Frühmenschen und seiner Vorläufer.

In der „Zeit“ heißt es, dass die Menschen in der frühesten Zeit als Jäger und Sammler, die noch nicht das Feuer beherrschten, noch gar keine e geregelten Mahlzeiten kannten. Das Leben der Jäger und Sammler diente angeblich primär der triebgesteuerten Beschaffung von Nahrung. „Essen konnte, wer etwas Nahrhaftes fand. Und verzehrt wurde es auf der Stelle. Erst die Entdeckung des Feuers vor etwa 1,5 Millionen Jahren, so vermuten Paläoanthropologen, veränderte die Ernährungs- und Lebensweise. … Ihre Nahrung vertilgten sie nicht länger roh auf der Pirsch, sondern garten und aßen sie im Verband. Das Essen am Feuer wurde zum sozialen Akt..  … da die Urmenschen am Tag Tiere jagten oder Früchte sammelten, halten Experten es für wahrscheinlich, dass sie vor allem abends am Wärme und Sicherheit spendenden Feuer speisten und mit leerem Magen in den Tag starteten“ [Fettdruck nachträglich]. So muss es wohl gewesen sein.

Bis in das letzte Jahrhundert hinein hat sich für die große Masse der Menschen überall in der Welt nicht viel  daran geändert, dass sie tagsüber Nahrung heranschafften oder Geld verdienten, um sie kaufen zu können und dass sie sie abendss in der Horde, der Sippe oder der Familie nach der Zubereitung verspeisten. Hinzu kam dann die Gewohnheite, morgens eine leichte Mahlzeit zu konsumieren, die aber nicht müde machte. Hinzu kam dann auch die Gewohnheit, mittags etwas zu essen. Wenn danach aber noch Arbeit anstand, aß man auch nicht viel. Aber es gab schon den Drang es immer mehr den Herrschern, den politisch und wirtschaftich Mächtigen, nachzumachen und gerade durch angeblich besseres Essen den eigenen Status zu heben.

Es gab aber auch Zeiten, in denen es aus guten Gründen festgeschrieben war, dass man nur einmal am Tag, also am Abend in Gemeinschaft aß. Der amerikanische Ernährungsexperte  Ori Hofmekler hat einige höchst sachkundige Bücher darüber geschrieben, dass es auch für uns heute sehr sinnvoll ist, praktisch nur einmal am Tage, meist abends, zu essen. In Amerika durchweg Bestseller, sind sie leider nicht ins Deutsche übersetzt worden, auch nicht das Standardwerk „The Warrior Diet„, Blue Snake Books, 2003/2007.

The Warrior Diet: Switch on Your Biological Powerhouse For High Energy, Explosive Strength, and a Leaner, Harder Body

Hofmekler erinnert daran, dass das Römische Weltreich seinen Aufstieg erlebte, als es in Rom und bei seinen Truppen überall in der damaligen Welt die feste Regel gab, nur einmal am Tag und zwar abends in Gemeinschaft zu essen. Vor dem Niedergang Roms gab es dort keine drei Hauptmahlzeiten.

Die „Diät der Krieger“ ist ein Name, der mir wegen seiner Bezugnahme auf die Kriege als existenzieller Herausforderung im gnadenlosen Kampf unter Menschen nicht gefällt. Er weist aber richtig darauf hin, dass der Mensch, der Leistungen vollbringen muss und will, das nicht mit vollem Magen versuchen soll. Das gelingt nämlich schon aus medizinisch-biologischen Gründen nicht und macht krank. Dem gehe ich in meinem in Arbeit befindlichen neuen Buch eingehend nach.